Christ in der Gegenwart
5.Juni 2011
Kämpchen, Martin: Leben ohne Armut. Wie Hilfe wirklich helfen kann – meine Erfahrungen in Indien
(Verlag Herder, Freiburg 2011, 197 S., 14,95 €).
Als „Liebhaber Indiens” hat Martin Kämpchen aus jahrzehntelangem Zusammenleben mit Armen ein „existenzielles Argument” zu einem klärenden Begriff von Armut formuliert. Was ist Armut? Was können wir gegen Armut tun? Wie sollen wir uns verändern?
„Armut ist ein mentaler Zustand”, also nicht einfachhin ein Mangel an Materiellem: Nahrung, Kleidung, Wohnung, Medizin usw. Wenn allein dieser Mangel das Problem wäre, könnte es wohl gelöst werden: durch Spenden. Erfahrungen aber belegen, dass dies nicht funktioniert, dass das Ganze nicht selten sogar schlimmer wird. Der Armutsbegriff müsse vom Mythos des Materiellen befreit werden. Die Polarisierung zwischen den Armen „als lächelnde, reine, genügsame, edle Menschen” und den Armen „als materiell Darbende” sei ein gefährliches Spiel, um Spender zu gewinnen.
Diesen Blick als unbedarft zu entlarven und eine realistische Sicht einzuleiten, ist Kämpchens großes Verdienst: „Eine angemessene materielle Hilfe, mit Liebe und Verstand angeboten, führt nicht zwangsläufig zur Verbesserung des Lebens (ergänze: der Armen). Hinzukommen muss eine innere Bereitschaft (ergänze: der Armen), das eigene Leben zu verändern.”
Engelbert Groß